Immer alles korrekt ausführen, möglichst niemandem einen Wunsch abschlagen, auf vielen Baustellen gleichzeitig arbeiten … So war ich in früheren Jahren. Zugegeben, manchmal schere ich noch etwas aus. Wieder dort hin.
Aber ich habe in den letzten Jahren gelernt, nein zu sagen. Ich habe gelernt, auszuhalten, zu mir zu stehen. Ich habe gelernt, dass Egoismus nichts Schlechtes ist. Ein gesundes Maß an Egoismus schützt Körper, Geist und Seele vor dem Ausgebranntsein.
Es hat mit Aushalten zu tun, wenn man eine Bitte abschlägt. Zum einen muss man das schlechte Gewissen aushalten. Zum anderen die Reaktion des Gegenüber. Da kann es schon passieren, dass der Partner schief guckt, die erwachsenen Kinder schmollen oder die Freundin sich für einige Zeit nicht mehr meldet.
Und neben dem Zu-sich-stehen hat diese Art der Handlungsweise noch einen ganz anderen Effekt. Ich achte mein Gegenüber – auch in seiner Ent-täuschung, vielleicht sogar in seinem Schmerz, seiner Wut. Gebe ihm damit die Chance, seine Re-aktion zu überdenken, zu Wachstum.
Und in meinen Augen ist das Gegenüber auch groß, wenn ich im Moment der Ablehnung denke und fühle – ich weiß, dass du mit deinem Problem und meiner Ent-scheidung zurecht kommst.