Mama – das erste Wort oft, das ein Kind sprechen kann. Und es ist ein Wort, das in vielen Sprachen gleichklingt, überall auf der Welt verstanden wird.
Und was in diesem Wort alles enthalten ist!
Fangen wir doch mal ganz am Anfang an. Die Mama ist der erste Mensch, mit dem wir in unserem Leben in Kontakt kommen. Zuerst sind wir völlig von ihr umgeben. Eingelassen in sie. Die Mama ist unsere Welt. Ihr Erleben bewegt uns, ihre Gefühle sind auch unsere Gefühle, ihr Umfeld ist unser Umfeld.
Allerdings wird diese Welt irgendwann zu klein und wenn das Kind weiterleben „will“, muss es dieses Schlaraffenland verlassen. Natürlich ist es erschreckt über das, was da draußen wartet und deshalb geht erst einmal ein großes Geschrei los. Kalt, einsam, ungeschützt, hungrig …
Zum Glück ist die Mama ja doch noch da, wenn es sich nun auch anders anfühlt …
Und wenn alles gut geht, begleitet sie das Kind durch die Kindheit, die Jugend bis zum Erwachsensein.
Im Idealfall erkennt der nun erwachsene junge Mensch, dass die Kindheit zu Ende und von den Eltern nichts mehr zu erwarten ist. Dass er/sie genug bekommen hat und auf eigene Ressourcen zugreifen muss und auch kann.
Im Idealfall vertraut auch die Mutter dann ihrem Kind. Traut ihm zu, sein eigenes Leben nun voll und ganz in die eigenen Hände zu nehmen. Entlässt es sozusagen aus ihrer Obhut, aus ihren Sorgen, Ängsten und Zweifeln, Pflicht- und Schuldgefühlen. Auch aus ihrer Sorge-Pflicht.
Und von diesem allerersten Kontakt bis zur „Entlassung“ vergehen viele, viele Jahre. Tausende Momente der Sorge und des Glücks, hunderte Ereignisse und Erlebnisse liegen dazwischen und prägen das Kind. Haben sich tief in die Seelen des Kindes und auch der Mutter eingebrannt.
Diese allererste Beziehung beeinflusst unser Fühlen, Denken und Handeln ein Leben lang. Sie wirkt in jede andere Beziehung, die wir im Laufe unsere Lebens eingehen hinein. In die Paarbeziehung, Partnerschaften, das Verhältnis zu den eigenen Kindern, zu den Geschwistern, Freunden und weiteren Menschen um uns herum. Sie ist die Ausgangssituation für unseren Blick auf die Welt heute.
Allerdings gibt es kaum jemanden, der nicht noch als Erwachsener Ansprüche an die Mama hat, verdeckt oder ganz offen. Oder Vorwürfe hegt, Entscheidungen und Kompetenzen anzweifelt. Manchmal werden sehr schmerzhafte Erfahrungen vom Kind verdrängt, was nicht bedeutet, dass sie nicht aus dem Verborgenen heraus wirken.
Und was hat das alles mit dem Muttertag zu tun? Anlass für meine Gedanken und diesen Artikel war ein Interview, dass eine junge Journalistin mit mir zu diesem Thema geführt hat. Muttertag und Blumenstrauß? Eine nette Geste oder mehr?
Beim Reden und beim Nachdenken und vor allem beim Hinspüren zum Thema Mutter(tag) ist mir einmal mehr bewusst geworden, wie tief und umfassend dieses Thema bewegt.
In den unzähligen Beratungen, die ich machen durfte habe ich erfahren, wie belastet oft die Beziehung zur Mutter ist. Und zwar nicht wegen wirklich schwerer Ereignisse – das ist glücklicherweise die Minderheit – sondern wegen anhaltender kindlicher Wünsche, Bedürfnisse und Vorwürfe des nun (scheinbar) erwachsenen Kindes.
Wer diese inneren Bilder für sich ordnet und klärt, den Mut aufbringt und die innere Stärke, sich seinem wahren Verhältnis zur Mutter zu stellen, wird mit Dankbarkeit und mehr Klarheit durch sein Leben gehen können.
Das Gefühl, geliebt zu werden befähigt zur Liebe. Und ist sie nicht der Ursprung des Lebens und das, was uns auch in stürmischen Zeiten trägt?
Und der Muttertag? …