Ab und zu kommen Menschen zu mir mit folgendem Anliegen:
Da gibt es eine Freundin, einen Familien-Angehörigen, die Partnerin, … der/dem es so miserabel geht, die/der so in einer Krise steckt, dass jemand unbedingt helfen möchte. Sie möchten den geliebten Mitmenschen zu mir bringen, wenn es sein muss, auch gegen deren Willen.
Und ich sollte doch dann möglichst schonend sie/ihn aus der Krise heraus holen. Wenn möglich sogar so, dass es das „Opfer“ (in diesem Fall ist der Begriff angebracht!) gar nicht merkt.
Mich versetzen solche Wünsche immer in einen Zustand der Unfassbarkeit.
Leute! Was maßt sich da jemand an? Für einen anderen ent-scheiden. Wissen zu wollen, was gut und richtig für den anderen ist!
Ich weiss aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, einem lieben Menschen seine Krankheit, seine Art zu leben, sein schweres Schicksal allein zu überlassen.
Das Wichtigste und Oberste was ich einem Menschen entgegen bringen kann, ist meine Achtung. Und beim Familienstellen gibt es diesen Satz, den man nicht oft genug wiederholen kann: Ich achte dein Schicksal. Ich respektiere deinen Weg.
Der kann große Betroffenheit auslösen, wenn er tief im Herzen gefühlt wird. Hilflosigkeit zugeben, verlangt Stärke. Natürlich ist man in gewissem Umfang und in bestimmten Situationen zur Hilfe verpflichtet. Aber das ist eher die Ausnahme.
Wenn jemand ein Problem mit dem Schicksal eines anderen Menschen hat, dann ist es an der Zeit, dass er/sie an genau diesem Problem arbeitet. Aber eben an sich selbst. Nicht am anderen. Liebe und Achtung gebieten: anerkennen, was ist.